Page 4 - Liga-Journal für Ärzte 2013
P. 4
Altersstandardisierte Mortalitätsraten für alle Atemwegs- und Lungenkrankheiten in Europa.
Quelle: European Lung White Book 2013
Ökonomische Aspekte
Atemwegs- und Lungenkrankheiten stellen auf- Prävalenz- oder Inzidenzraten in Kombination mit
grund von Behinderungen, vorzeitigem Tod, Daten zur Bevölkerung geschätzt. Danach sum-
direkten Versorgungskosten, Arzneimittelausga- mieren sich die durch Atemwegs- und Lungen-
ben und indirekten Kosten durch den Verlust an krankheiten verursachten Gesamtkosten in den 28
Produktivität eine große gesellschaftliche Belas- Mitgliedsstaaten der EU auf beachtliche 380
tung dar. Wie hoch die finanziellen Folgen von Milliarden Euro. In dieser Summe eingeschlossen
Atemwegserkrankungen in der EU tatsächlich sind die Kosten für die ambulante und stationäre
sind, lässt sich wegen fehlender Daten nicht für Versorgung (55 Milliarden Euro), den Verlust an
alle Lungenkrankheiten, sondern nur für COPD, Produktivität (mindestens 42 Milliarden Euro) und
Lungenkarzinom, Tuberkulose, Pneumonien/akute geldwerten Verlust an Lebensjahren (mindestens
Infekte der unteren Atemwege, obstruktive 280 Milliarden Euro). Etwa die Hälfte davon sind
Schlafapnoe und Mukoviszidose bestimmen. Die vermeidbare, durch das Rauchen verursachte
Gesamtkosten wurden mithilfe vorhandener
Kosten.
Risikofaktoren
Während einige Erkrankungen, wie z. B. Mukoviszi- konsum ist dabei in Europa nach wie vor die
dose, rein genetisch bedingt sind, steigern geneti-
vermeidbare Hauptursache von Morbidität und
sche Faktoren mehr oder weniger die Anfälligkeit Mortalität durch Lungenkrebs, COPD und Herz-
gegenüber fast allen Atemwegs- und Lungen- kreislauferkrankungen. Obwohl die Experten eine
krankheiten. Bei Asthma und COPD wurden ver- Abnahme des inhalativen Zigarettenkonsums
schiedene Gene identifiziert, die die Empfänglich- feststellen können, raucht in Europa im Durch-
keit gegenüber den beiden Volkskrankheiten schnitt noch jeder vierte Erwachsene, wobei die
steigern. Selbst Merkmale wie die Nikotinabhän- Raucherquote in manchen Ländern sogar die
gigkeit oder die Lungenfunktion scheinen mit 40 %-Marke überschreitet. Dabei ist die Entwöh-
genetischen Faktoren verknüpft zu sein.
nung mit medikamentöser Unterstützung und
geeigneten Raucherentwöhnungsprogrammen im
Auf der anderen Seite gibt es die bekannten und
Vergleich zu den nikotinbedingten Therapiekosten
eine stetig wachsende Anzahl von Umwelt- und eine äußerst kosteneffektive Maßnahme. In vielen
Innenraumnoxen sowie mikrobielle und Nahrungs- Ländern der EU werden die Kosten für die Nikoti-
mittel assoziierte Auslöser. Der inhalative Tabak-
nentwöhnung dennoch nicht von den nationalen
Gesundheitssystemen getragen.

