Page 25 - Leitlinie zur Spirometrie
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Leitlinie zur Spirometrie
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Tab. 6. Die Stufen der Asthma-Kontrolle bei Erwachsenen.
Asthma-Kontrolle
kontrolliert
(alle Kriterien erfüllt)
teilweise kontrolliert
(1 Kriterium innerhalb 1 Woche)
unkontrolliert
Symptome
≤ 2 × pro Woche
> 2 × pro Woche
über 2 Kriterien des teilweise kontrollierten Asthmas innerhalb einer Woche
Einschränkung der Alltagsaktivität
keine
vorhanden
Nächtliche Symptome
keine
vorhanden
Einsatz einer Bedarfsmedikation
≤ 2 × pro Woche
> 2 × pro Woche
Exazerbation
keine
≥ 1 × pro Jahr
1 × pro Woche
Quantifizierung der Obstruktion
Der Schweregrad der Messwertein- schränkung ist repräsentativ für die Obstruktion, muss aber nicht mit dem klinischen Schweregrad der Erkran- kungen wie bei COPD oder Asthma übereinstimmen. Die Spirometrie- Daten sind nur ein Teil der Surrogat- parameter, die die Beurteilung des kli- nischen Schweregrades von Asthma oder COPD bestimmen. So wird z.B. beim Asthma bronchiale zur Unter- scheidung von kontrolliertem und unkontrolliertem Status die Lungen- funktion nicht berücksichtigt (Tab. 6). Somit kann selbst bei präbronchodi- latatorisch gemessener normaler Spi- rometrie ein unkontrolliertes Asthma vorliegen, wenn der Patient häufig Anfälle hat. Bei der Schweregradein- teilung der COPD wird nach interna- tionalen Empfehlungen (GOLD 2011) das postbronchodilatatorische FEV1 gewählt, um die chronische, persistie- rende Lungenfunktionseinschränkung als Grundlage der Beurteilung der Ob- struktion heranzuziehen. Das postbron- chodilatatorische FEV1 in Prozent des Sollwertes wird neben der anamnes- tisch zu erhebenden Exazerbationsrate und der Symptomatik benutzt, um die unterschiedlichen Kollektive A – D zu bilden (Abb. 15).
Bei den internationalen GOLD- Empfehlungen wird eine obstruktive Ventilationsstörung nicht über das 5. Perzentil, sondern über eine altersun- abhängige Reduktion des postbroncho- dilatatorischen FEV1/FVC-Quotienten unter 70% definiert. Da bei älteren Patienten über 60 Jahre das 5. Perzen- til weit unter diesem Grenzwert liegt, könnte es potentiell (wenn nur die Spi- rometrie bei der Diagnosestellung be- rücksichtigt wird) zu falsch positiven COPD-Diagnosen kommen, genauso wie im jüngeren Lebensalter unter 40 Jahre die 5. Perzentile oberhalb von 70% liegt und damit die Diagnose ei- ner COPD nicht gestellt wird. Die Be- fürworter dieser pathophysiologisch nicht korrekten altersunabhängigen Grenze des FEV1/FVC-Quotienten von 70% argumentieren, dass diese Grenze einfach und seit Jahren etabliert ist, man brauche keine Software um die 5. Perzentile zu berechnen und man wisse von dem Risiko der Überdia- gnostik bei älteren Patienten. Aller- dings wird zur Spirometrie spätestens jetzt nach Implementation der Quanjer GLI-2012-Normalwerte ohnehin eine Software zur Berechnung der 5. Per- zentils benötigt, da diese nicht mehr in Tabellenform dargestellt werden kann. Auch für FEV1 und FVC benötigt man die Software zur Berechnung des 5. Perzentils, da wie oben beschrieben


































































































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